2022: Ein Sturm aus Disruption, Innovation und Regulierung

2022: Ein Sturm aus Disruption, Innovation und Regulierung

Im Jahr 2022 sahen sich Unternehmen und Haushalte in ganz Europa einem wirtschaftlichen Sturm aus explodierender Inflation, steigenden Zinsen, steigenden Energiepreisen und vielem mehr gegenüber. Für die Logistikbranche war das Jahr auch geprägt von einem Anstieg der Preise für Baumaterialien um 40 % über das Niveau von 2020, von Lieferengpässen, Nachfragespitzen und Bauverzögerungen - teilweise aufgrund des Krieges in der Ukraine und teilweise als Folge der globalen Gesundheitskrise.

Der europäische Logistiksektor reagiert sehr empfindlich auf Störungen, da die modernen Lieferketten stark verteilt und international, aber dennoch eng miteinander verbunden sind. Nach Angaben von Branchenexperten waren in Deutschland im Laufe des Jahres 60 % der Unternehmen von Problemen mit den Lieferketten betroffen. Im benachbarten Polen verlängerten sie die Dauer einiger Bauprojekte um 3-4 Monate.

Abseits der Schlagzeilen über schwierige Bedingungen gab es viele Aktivitäten und Fortschritte in wichtigen Bereichen. Dieser Artikel konzentriert sich auf drei der großen Themen des Jahres 2022, die P3 für die 11 europäischen Märkte, in denen es tätig ist, als wichtig erachtet: Stärkung der Lieferketten, Nachhaltigkeit und E-Mobilität. Wie bei einer modernen Lieferkette greifen diese Themen ineinander und sind miteinander verknüpft.

Lieferketten

Eine wichtige Entwicklung in der Logistikbranche ist das EU Lieferkettengesetz, das 2023 in Kraft treten wird. Diese Gesetzgebung ist von Bedeutung, weil sie Unternehmen rechtlich für die Einhaltung von Mindeststandards im Umwelt- und Sozialbereich verantwortlich macht. Der Grundgedanke ist, Nachhaltigkeit und Fairness auf dem gesamten Kontinent zu fördern, indem sichergestellt wird, dass Unternehmen, die an Lieferketten beteiligt sind, den Schutz von Umwelt und Menschenrechten einhalten. Die Einhaltung des Lieferkettengesetzes ist kein leichtes Unterfangen, denn es ist umfassend. Das Gesetz deckt alles ab, von der Gewinnung von Rohstoffen aus dem Boden bis hin zur Lieferung an den Kunden und schließlich zur Entsorgung.

Um die Einhaltung des Gesetzes zu gewährleisten, reichen die alten Geschäftspraktiken nicht mehr aus. Daher ist Innovation eine Voraussetzung, um Materialien und Waren innerhalb der Lieferketten genauer als je zuvor zu verfolgen. Die Gewerbeimmobilienbranche hat sich in diesem Jahr weiter modernisiert und ihr altes Image als Innovationsverweigerer abgelegt.

Eine vielversprechende Lösung für die Einhaltung des Gesetzes ist die Blockchain-Technologie, die im Jahr 2022 ihr Anwendungspotenzial weiter ausgebaut hat. Als fälschungssicheres, hochgradig sicheres Online-Ledger, das jeden Teil einer Transaktion aufzeichnet - zum Beispiel die Produktion und Lieferung von Stahl für eine neue Logistikimmobilie - scheint Blockchain gut geeignet zu sein, um Logistikunternehmen und ihre Kunden bei der Einhaltung des EU Lieferkettengesetztes zu unterstützen.

Nachhaltigkeit

Ein weiteres großes Anliegen der Entwickler und Kunden im Jahr 2022 war Nachhaltigkeit. ESG durchdringt mittlerweile fast alle Geschäftsbereiche. In den Niederlanden gaben 70 % der Logistiknutzer an, dass Nachhaltigkeit ein Faktor bei der Standortwahl ist. In Deutschland ergab eine Untersuchung, dass 50 % der Kunden bereit wären, 2 € mehr zu zahlen, um ihren Online-Einkauf umweltfreundlicher zu gestalten, während 25 % der Kunden 5 € mehr zahlen würden. In Frankreich ist die Nachfrage nach grünen Logistikimmobilien, die die Umwelt so wenig wie möglich belasten, hoch, wie eine Studie ergab.

Vorausschauende Logistikentwickler haben diesen wachsenden Appetit auf ESG im Jahr 2022 befriedigt. P3 strebt für jede neue Immobilie, die das Unternehmen baut, eine BREEAM-Bewertung mit der Note "Exzellent" für Nachhaltigkeit an. Bis 2022 hat P3 auf das Ziel hingearbeitet, die Gebäude in seinem Portfolio mit einer BREEAM-Nachhaltigkeitsbewertung von "Sehr gut" zu zertifizieren. Am Ende des Jahres sollen 75 % der bestehenden Gebäude des Immobilieneigentümers diese Bewertung erhalten - und die Arbeit wird bis 2023 fortgesetzt.

Auch der Einsatz von energieeffizienter LED-Beleuchtung im gesamten Portfolio stieg in den letzten 12 Monaten von 56 % auf 75 %. Die Änderung der Beleuchtung in Logistikimmobilien mag wie eine Kleinigkeit erscheinen, aber unzählige kleine Optimierungen wie diese summieren sich zu einer großen Wirkung. Ebenso wurden 2022 mehr PropTechs zur Minimierung des Stromverbrauchs und zum Auffangen und Wiederverwenden von Regenwasser eingeführt. Auf der Unternehmensseite war die Ernennung des ersten Head of ESG bei P3 ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg des Bauträgers zur Nachhaltigkeit und zur weiteren Verankerung von Best Practices in der Geschäftstätigkeit des Unternehmens.

Ende 2022 war klar, dass der Logistiksektor nur durch messbare Ziele in Verbindung mit Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit vorankommen kann. Dies gilt für alle Bereiche, einschließlich der Einhaltung des Lieferkettengesetzes, des Zugangs zu Krediten, der Gewinnung der besten Talente und nicht zuletzt der Bekämpfung des Klimawandels.

E-Mobilität

Eng verbunden mit den beiden oben genannten Trends ist das Thema E-Mobilität. Die Entwicklung hin zu einer Zukunft mit Elektrofahrzeugen wurde 2022 vorangetrieben, gepusht von einer positiven Mischung aus Marktkräften und umweltbewussten Gesetzen. Da die Einführung von E-Fahrzeugen in ganz Europa immer schneller voranschreitet, werden saubere Fahrzeuge eine entscheidende Rolle bei der Zusammenführung von Kunden und Lieferanten spielen. In Italien hat Mailand mit dem Konzept der Mobilität als Dienstleistung für die "letzte Meile" in der städtischen Logistik die Zukunft der Online-Einkaufslieferung innovativ gestaltet.

Um zu gedeihen, müssen sich der Logistiksektor und seine Kunden jedoch in einem regulatorischen Umfeld zurechtfinden, das die traditionellen Wege des Warentransports benachteiligt. Viele Kurier- und Paketzustelldienste müssen feststellen, dass ihre Fahrzeugflotten auf der falschen Seite der neuen Vorschriften stehen. Das liegt daran, dass Dieselfahrzeuge mit hohem Kohlendioxidausstoß zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens gehören. In Spanien sollen Fahrzeuge mit hohem Kohlendioxidausstoß ab 2023 in Stadtteilen mit mehr als 50.000 Einwohnern verboten werden. Außerdem schlägt Paris ein totales Dieselfahrverbot ab 2024 vor.

Trotzdem ist noch viel Arbeit nötig, um für die Revolution der Elektromobilität gerüstet zu sein. Positiv zu vermerken ist, dass die Weiterentwicklung im Jahr 2022 dazu führt, dass Elektro-Lkw im Jahr 2023 um 30 %günstiger als Diesel-Lkw sein werden. Der Ausbau der E-Mobilitätsinfrastruktur geht jedoch nur schleppend voran. Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) wurden 2022 in Deutschland wöchentlich 250 neue Ladepunkte geschaffen, obwohl 2.000 benötigt werden.

Das Aufladen eines 40-Tonnen-Lkw in einem Verteilerzentrum ist nicht dasselbe wie das Anschließen eines E-Lieferrads. Es erfordert eine detaillierte und komplexe Neuplanung von Gebäuden und Infrastruktur. Im Jahr 2022 wurde in jedes von P3 entwickelte Objekt eine elektrische Ladeinfrastruktur eingebaut, und diese Arbeit wird fortgesetzt. Künftig ist dies ein obligatorisches Kriterium bei allen neuen Bauprojekten, die der Entwickler durchführt.

Der europäische Logistiksektor hatte im Jahr 2022 mit hohen Inflationsraten, steigenden Zinssätzen und stark steigenden Energiepreisen zu kämpfen. In der Zwischenzeit haben die Maßnahmen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Lieferketten und E-Mobilität den normalen Geschäftsbetrieb gestört, allerdings mit dem bewussten Ziel eines positiven Wandels. Das Jahr war geprägt von Innovation und Fortschritt in der Branche - aber es gibt noch viel zu tun.
 


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