Die „sechste Welle“ an Innovationen sind neue Technologien: Roboter, die manuelle Jobs übernehmen. Künstliche Intelligenz, die mehr und mehr für uns denkt. Maschinen, die sich gegenseitig verwalten. Nach Culey trifft uns ein “triple whammy of creative destruction“, wie er die dreifach durchschlagende kreative Zerstörung alles Bisherigen auf der P3 Momentum Konferenz in Prag genannt hat.

In ganz traditionellen Lieferketten heißt es nicht mehr lange „Source-Make-Deliver-Sell“. Schon heute gilt in vielen Supply Chains das Prinzip PAL, bestehend aus "Personalisierte Produkte und Dienstleistungen", "Automatisierte Lieferung und Planung von Produkten" sowie "Lokale Produktions- und Lagerstätten".

Aus Sicht des Visionärs wirkt sich die Disruption nicht allein in der Logistik radikal aus. In Culeys Visionen wird die Künstliche Intelligenz (KI) bis zum Ende des Jahrhunderts die Intelligenz der Menschen beeinflussen. Sie zwingt zu kreativeren und proaktiveren Ansätzen bei der täglichen Arbeit.

Was zählt ist das „Warum?“
Die wichtigste Frage, die wir uns nach Culeys Meinung immer öfter stellen werden ist „Warum?“. Was ist es, was uns als Mensch ausmacht? Wofür brennen wir? Was ist uns wichtig? Und das gilt nicht nur für Einzelne, sondern für ganze Unternehmen. Organisationen müssen sich ebenso fragen: Was ist der Grund für unsere Existenz? Der Grund für diese Fragen liegt darin, weil jeder Einzelne von uns sich der Herausforderung stellen muss, in einer Welt, in der Maschinen Millionen von Arbeitsplätzen einnehmen, relevant zu bleiben und Sinn zu finden.

 

> Diese Grundgedanken kommentiert Sean Culey bereits im Oktober 2016 bei seinem erfolgreichen Debüt als Speaker der ersten P3 Momentum Konferenz in einem Interview mit P3 Logistic Parks.

 


„Mit neuen Technologien können Menschen ohne Erlaubnis handeln", erklärt er. „Leute, die in ein Unternehmen kommen und darauf warten, dass das Unternehmen ihnen sagt, was zu tun ist, gehören der Vergangenheit an. Ebenso die, die davon ausgehen, dass sie nach 25 Jahren Arbeit im gleichen Unternehmen automatisch an die Spitze kommen. Jetzt leben wir in einem neuen, goldenen Zeitalter, in dem jeder etwas finden kann, für das er brennt und es einfach tun kann. Damit teilt sich die Zukunft der Menschheit in passive Verbraucher und diejenigen, die die Gelegenheit nutzen."

Für eine solche Zukunft müssen sich Unternehmen von ihrer industriezeitlichen Denkweise befreien, die auf Effizienz und Kurzfristigkeit basiert. Sie müssen bereit sein für eine Zukunft, in der es viele Möglichkeiten gibt und Arbeitskosten kein limitierender Faktor mehr sind.

Deshalb ist es für Culey elementar: „Unternehmen müssen Chancen statt Risiken sehen.“ Das heißt für ihn, Unternehmen müssen sich fragen: Wer sind unsere Kunden und was schätzen sie? Wie nutzen wir Technologien, um ihnen mehr Wert zu bieten? Aus seiner Sicht müssen solche Fragen die bisherigen Fragen nach Kosteneinsparpotenzialen ersetzen. Denn damit werden Unternehmen zwar kurzfristig gewinnen aber langfristig verlieren. Der Schlüssel für die Zukunft ist eine Kultur, die individuelle Freiheiten schützt und Risikobereitschaft fördert.

Auf die Frage, was bei all dem, was auf uns zukommt, das wichtigste sei, antwortete Culey bei der letzten P3 Momentum Konferenz: „Kultur ist enorm wichtig. Sie legt die Regeln fest. Sie bestimmt welche Führungskräfte auf welche Art und Weise Menschen steuern. Sie bestimmt, ob ein Land oder Unternehmen erfolgreich sein werden. Wir versagen uns viele der Freiheiten, die uns die industrielle Revolution gegeben hat. Wir müssen sicherstellen, dass wir uns in diesen Freiheiten durch Technologien nicht einschränken lassen."

Die kommenden Jahrzehnte bergen für einige Überraschungen. Sie werden uns zum Staunen bringen, prognostiziert Culey und betont, dass es an uns liegt, für eine Gesellschaft zu sorgen, die sich begeistern kann.

 

 

Über Sean Culey
Sean Culey ist Zukunftsforscher, Autor, Keynote Speaker und Experte für Business Transformation. Er unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung kundenorientierter Geschäftsmodelle. Sein neuestes Buch „Transition Point: From Steam to the Singularity“ wurde im Dezember 2018 veröffentlicht.